Nun ist also auch der Jahrgang 2013 des eidgenössischen Feldschiessens bereits wieder Vergangenheit. Laut dem Schweizer Fernsehen waren über 150’000 Schützinnen und Schützen beteiligt (Tagesschau vom 3. Juni) und machten auch diesen Jahrgang zum grössten Schützenfest der Welt. Wie martialisch mag es ausserhalb der Schweiz wirken, wenn über 150’000 Menschen einmal im Jahr mit Gewehr und Pistole gen Schiessanlage ziehen – doch wie friedlich ist es in Wirklichkeit. Keine Ausschreitungen, keine Tumulte, keine Polizei, kein Krankenwagen. Nichts. Ab und zu ein Fluch gen Himmel, warum das «Zähni» oder «s’Vieri» dann doch nicht gekommen ist. Aber das Bier in der Schützenstube oder der Zwetschgen-Fertig lassen derart Ungemach auch wieder schnell vergessen sein. Jede und jeder ist sich der immanenten Gefährlichkeit des Gegenstandes bewusst, den er da bedient. Jeder weiss, wie tödlich eine Waffe sein kann. Und niemand möchte sie ausserhalb des Kampfes um die Scheibenmitte benutzen müssen.

Ob das alles abgeklärte Schützenromantik ist? Ja, ein Stück weit bestimmt. Aber das Feldschiessen ist auch ein Manifest: Der Staat vertraut dem Bürger – und umgekehrt. Mehr denn je, wie die aktuelle Studie des ETH Center for Security Studies belegt (Studie ansehen). Das Feldschiessen ist ein Shakehands zwischen beiden, tief verwurzelt im Milizsystem des Armee. Ja, vielleicht gar noch viel tiefer: In der oft zitierten Wehrhaftigkeit der Schweiz. Also in unseren Köpfen. Aber das Feldschiessen ist weit entfernt von einer Machtdemonstration, es ist keine Parade mit Säbeln und Panzern, wie sie im Fernsehen leider wieder viel öfter zu sehen sind. Der einzige Orden an der Brust ist der Kranz, das Abzeichen, das alle wollen. Das Feldschiessen ist einfach nur ein Volksschiessen mit Ordonnanzwaffen. Und damit ein Unikum. Eine Tradition, wie es sie in dieser Art sonst nirgends auf der Welt gibt. Etwas Urschweizerisches.

Es obliegt uns Vereinen, das Schiessen als Breitensport – oder nennen wir es auch: als Breitenfreizeitbeschäftigung – mit aller Kraft zu fördern. Die Tradition des Feldschiessens sollte uns verpflichten, innovativ zu sein, junge Schützinnen und Schützen zu gewinnen. Und gestandene oder gelangweilte wieder zurück in die Stände zu bringen. Mit neuen Ideen, kreativen Stichen, modernen Vereinsstrukturen, die mit dem heutigen Leben kompatibel sind. Wir brauchen neben Klasse auch wieder etwas mehr Masse. Einfach, damit unsere Vereine funktionieren und mit ihnen garantiert bleibt, dass der legale Waffenbesitz in der Schweiz ein Rückgrat hat.

Es ist aber auch die Aufgabe von uns Vereinen, sich von der Waffen verteufelnden Öffentlichkeit nicht ins Bockshorn treiben zu lassen. Die Schweiz ist kein Waffenwarenhaus, in dem jeder sich einfach bedienen kann. Wir alle benötigen Strafregisterauszüge, Waffenerwerbsscheine, den Zuspruch von der Gemeinde – ja, das Vertrauen vom Staat. Jedenfalls wir, die die Waffen legal besitzen und sie im geordneten Umfeld benutzen. Wir, die die «Persönliche Sicherheitskontrolle» kennen, die vier Sicherheitsregeln blind anwenden, ausgebildet sind im Umgang. Wir sind nicht in dubiosen Hinterhöfen anzutreffen, tragen Waffen nicht im Hosenbund und scheren uns nicht einen Dreck um Rechtschaffenheit, das Gesetz und Pflicht. Nein, wir sind Schützinnen und Schützen, denen unser Hobby am Herzen liegt – die schlechten Menschen, sucht man schneller andernorts.


 
 

Wir bedanken uns ganz herzlich bei der Pistolenschützen am Bachtel Hinwil, die dieses Jahr das Pistolen-Feldschiessen in der GESA hervorragend organisiert haben – dank auch all ihren Helferinnen und Helfern!